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 Konzept der Familienklassenbeschulung im Kreis Ostholstein

Stand: 01.08.2019

 

1. EINLEITUNG

Die Maßnahme Familie in Schule (FiSch) ist ein Unterstützungsangebot für Kinder der Klassen 1-6, deren emotionale, soziale und schulische Entwicklung durch wiederkehrende Probleme im Bereich des Verhaltens gefährdet erscheint. Der aktive Einbezug der Eltern1 in die schulische Entwicklung ihrer Kinder spielt dabei eine zentrale Rolle, ebenso wie der Verbleib im Klassenverband und die Kooperation mit den Lehrkräften der Heimatschule.

1 Neben Eltern sind im Folgenden jeweils auch andere Erziehungsberechtigte gemeint, zur besseren Lesbarkeit werden jeweils nur die Eltern aufgeführt.

FiSch soll Eltern darin unterstützen, Anteil an der schulischen Entwicklung ihrer Kinder zu nehmen und diese Entwicklung positiv zu unterstützen. Schüler/innen erhalten die Möglichkeit, durch gemeinsame Zielformulierungen, durch kontinuierliche und systematische Rückmeldung sowie durch die Unterstützung ihrer Eltern Kompetenzen aufzubauen oder zu festigen, die ihnen die Teilnahme am Unterricht in ihrer Klasse erleichtern.

 

2. AUSWAHLVERFAHREN

Eine beteiligte Schule meldet ein Kind an das FiSch-Team. Das FiSch-Team berät und entscheidet über die Aufnahme. Eventuell erfolgt eine Hospitation im Unterricht.

Eine gesonderte Diagnostik erfolgt nicht.

 

3. ABLAUF

 

3.1. Ablauf der FiSch-Maßnahme

Vor Beginn der Maßnahme erhalten die Eltern von der Klassenlehrkraft erste Informationen über den Ablauf.

Die Klassenlehrkraft der Heimatschule lädt die Eltern und das Kind unter Absprache mit dem FiSch-Team (bestehend aus einem Coach2 und einer FiSch-Lehrkraft) zu einem gemeinsamen Erstgespräch ein. Ort des Gespräches sollen die Räumlichkeiten der Maßnahme sein.

Der Begriff Coach bezeichnet männliche wie weibliche Personen, deren Aufgaben und Ausbildung weiter unten beschrieben sind.

Interesse, Motivation und zeitliche Möglichkeiten der Beteiligten werden abgeklärt und es wird gemeinsam entschieden, ob der/die Schüler/in an FiSch teilnimmt.

Gemeinsam formulieren Klassenlehrer/in, FiSch-Team, Eltern und das Kind Ziele, die das Kind im Rahmen der FiSch-Klasse verfolgen und erreichen soll. Dabei ist darauf zu achten, dass die Ziele:

 positiv formuliert sind,

 konkretes Verhalten beinhalten, so dass die Ziele Kindern und Eltern eine klare Orientierung geben,

 in den einzelnen Schritten so bemessen werden, dass sie vom Kind leistbar sind und

 komplexe Verhaltensweisen in überschaubare Schritte zerlegen.

 

Für den Beginn der Maßnahme werden in der Regel zwei oder drei Ziele festgelegt. Die Ziele werden im Verlauf der Maßnahme überprüft und ggf. verändert, insbesondere dann, wenn sie sich als zu schwer erweisen.

Die Dauer einer FiSch-Maßnahme beträgt ca. zwölf Wochen. Nach Bedarf kann die Dauer verkürzt oder verlängert werden. Der Einstieg in die Maßnahme ist fortlaufend möglich. Auf diese Weise sind jeweils neue und erfahrene Familien gemeinsam in der FiSch-Maßnahme.

Das Kind besucht an jeweils einem Tag in der Woche (Standort Wagrienschule: Mittwoch) gemeinsam mit dem Elternteil die FiSch-Klasse. Zur FiSch-Klasse gehören jeweils maximal 6 Schüler/innen, deren Elternteile, ein Coach und ein/e Lehrer/in. Hospitationen sind erwünscht, die Eltern werden darüber informiert.

An den anderen Tagen besucht das Kind die Heimatschule. Allen Lehrkräften, die dort das Kind unterrichten, wird der Bewertungsbogen von der Klassenlehrkraft erklärt. Die Lehrkräfte füllen den Bogen nach jeder Stunde aus und besprechen ihn kurz mit dem Kind.

Am Tag vor dem FiSch-Tag gibt die Klassenlehrkraft die gesammelten Daten an den Standort / das FiSch-Team zur weiteren Auswertung. Dieses ist per Fax, Email oder auf individuell abgesprochenem Weg möglich.

Die Lehrkräfte der Heimatschule stellen Materialien für die Beschulung am FiSch-Tag bereit. Es wird eine Stunde Deutsch und eine Stunde Mathematik unterrichtet. Inhaltliche Änderungen sind nach Absprache mit der Klassenlehrkraft möglich (z. B. Englisch, HWS…).

Nach ca. sechs Wochen findet ein weiterer Austausch mit der Klassenlehrer/in, den Eltern, dem Kind und dem FiSch-Team als Bergfestgespräch statt. Die Beteiligten tauschen sich über den bisherigen Verlauf und die aktuellen Ziele aus. Ein Fokus liegt dabei auf der Frage, was jede/r Einzelne bislang zum Erfolg beitragen konnte.

Nach ca. 12 Wochen findet ein Abschlussgespräch in gleicher Runde für die weitere Planung in der Heimatschule statt. Bei Bedarf kann der Bewertungsbogen noch für einige Wochen in der Heimatschule weitergeführt und durch das FiSch-Team ausgewertet werden. Voraussetzung dafür ist die verbindliche Absprache, dass die Ergebnisse wöchentlich zwischen der Heimatschule, den Eltern und dem Kind in positiver, wertschätzender Haltung besprochen werden.

 

3.2. Ablauf des FiSch-Tages

Erste Stunde: Reflexionsstunde

Die Eltern treffen sich mit dem Coach zur Vorbesprechung (ca. 30 Min). In dieser Zeit werden die Schüler/innen von der FiSch-Lehrkraft betreut.

Ziel ist es zuerst, den neuen Eltern den Ablauf eines FiSch-Tages zu erklären. Alle Eltern erhalten die „FiSch-Mappen“, in denen das Protokoll der Zielvereinbarungen und alle Auswertungsbögen der Schüler/innen gesammelt werden.

Die Eltern schildern kurz den Verlauf der letzten Woche. Die teilnehmenden Eltern werden auf Verschwiegenheit hingewiesen, da sehr persönliche Anliegen besprochen werden.

Die Eltern berichten, was sie sich für die nächsten beiden Stunden vorgenommen haben und besprechen untereinander, ggf. mit Unterstützung des Coach, wie sie ihre Kinder unterstützen können.

Anschließend in der gemeinsamen Präsentationsrunde besprechen die Eltern kurz mit ihren Kindern die Ergebnisse der letzten Woche und vergewissern sich, dass die Ziele dem Kind präsent sind. Danach werden die Ziele noch einmal benannt und die bisher erreichten Ergebnisse von den Kindern, ggf. mit Unterstützung der Eltern, vorgetragen.

Wenn ein Kind ein Ziel zu 80 % oder mehr erreicht hat, wird von allen Anwesenden applaudiert.

Zweite und dritte Stunde: Unterricht

In den Unterrichtsstunden bearbeiten die Schüler/innen das mitgebrachte Material ihrer Heimatschule. Die Eltern begleiten ihre Kinder bei Bedarf. Sie werden durch den Coach unterstützt. Die FiSch-Lehrkraft unterstützt bei inhaltlichen Fragen zu den Aufgaben, die die Kinder bearbeiten sollen. Sie macht sich außerdem Notizen zu den Stundenbewertungen.

Vierte Stunde: Auswertungsrunde

Die Auswertung beginnt mit einem Interview der Kinder. Jedes Kind wird von einem anderen Elternteil befragt, wie es sein Verhalten im Hinblick auf die Ziele einschätzt und welche Unterstützung der Eltern hilfreich war. Die protokollierten Interviews werden von den Kindern vorgetragen.

Die Eltern, Mitschüler/innen und FiSch-Lehrkraft geben eine Bewertung für den vergangenen Tag, wobei die Lehrerbewertung maßgeblich für die Eintragung im Protokollbogen ist.

Die Kinder werden befragt, was ihnen dabei geholfen hat, ihre Verhaltensziele zu erreichen.

Besonders gute Ergebnisse werden durch Klatschen honoriert.

Nach dem FiSch-Vormittag muss das Kind nicht mehr in den Unterricht der Heimatschule.

 

4. AUFGABEN DER BETEILIGTEN

Alle Beteiligten nehmen an dem Vorgespräch, am Bergfest und am Abschlussgespräch teil.

 

4.1. Aufgaben des Kindes

Das Kind beteiligt sich an der Formulierung seiner Ziele und versucht, diese in jeder Unterrichtsstunde zu erreichen. Am FiSch-Tag reflektiert das Kind darüber, wie weit es seine Ziele schon erreichen konnte und was ihm dabei geholfen hat.

Die Verantwortung für die Mappe mit den Zielen und Bewertungsbögen liegt beim Kind und – je nach Alter des Kindes - dessen Eltern.

 

4.2. Aufgaben der Eltern

Die Eltern beteiligen sich im Vorbereitungsgespräch an der gemeinsamen Formulierung der Ziele.

Vater oder Mutter (oder eine andere Bezugsperson) begleitet das Kind am FiSch-Tag zur Schule. Dort nimmt er / sie an der Elternrunde teil.

Während des Unterrichts unterstützt er / sie sein / ihr Kind beim Erreichen seiner Ziele.

Die Eltern unterstützen sich gegenseitig, indem sie sich z.B. über ihre Erfahrungen und Erfolge im Umgang mit ihrem Kind austauschen.

In der Schlussrunde interviewen sie eine/n andere/n Schüler/in anhand eines Fragebogens und berichten von dem Gespräch.

Die Eltern äußern sich dazu, inwieweit ihr eigenes Kind in dieser Stunde seine Ziele erreicht hat.

Die Eltern sind für das Verhalten ihrer Kinder während des FiSch-Tages verantwortlich und übernehmen die Pausenaufsicht.

Kranke Kinder sind am Morgen des FiSch-Tages krank zu melden. Nach zwei Mal unentschuldigtem Fehlen kann ein Kind aus der Maßnahme entlassen werden. Maßgeblich sind hier immer individuelle Umstände, über die das FiSch-Team entscheidet.

 

4.3. Aufgaben des Coach

Coach und FiSch-Lehrkraft werten gemeinsam die Protokollbögen aus. Der Coach leitet die Elternrunde vor der ersten Stunde.

Er begleitet als Bezugsperson die Eltern während des Unterrichts und moderiert ggf. die Gespräche der Eltern untereinander.

Er berät die Eltern bzgl. der Unterstützung ihrer Kinder und erweitert damit ihre Handlungsmöglichkeiten.

Das Elterncoaching betrifft fünf Ebenen:

 aktuelles Verhalten thematisieren

 Situation definieren

 Handlung konkretisieren

 zielfokussiert moderieren

 positives Verhalten des Kindes herausstellen

 

4.4. Aufgaben der FiSch-Lehrkraft

Coach und FiSch-Lehrkraft werten gemeinsam die Protokollbögen aus.

Die FiSch-Lehrkraft ist zuständig für die Organisation des Unterrichtsablaufes inklusive Anfangsritual, sowie für die fachlichen Aspekte im Unterricht.

Sie ist verantwortlich für die Bewertung der Ziele für jede/n Schüler/in am FiSch-Tag.

Die FiSch-Lehrkraft ist Ansprechpartner/in für die Heimatschule.

 

4.5. Aufgaben der Heimatschule

Die Klassenlehrkraft der Heimatschule stellt ausreichend Material für den FiSch-Tag zusammen und schickt es mit dem Kind mit. Individuelle Lösungen können überlegt werden.

Alle Lehrkräfte, die das Kind unterrichten, füllen den Bewertungsbogen aus, der von der Klassenlehrkraft am Vortag dem FiSch-Team zugefaxt bzw. übergeben wird.

 

5. QUALITÄTSSTANDARDS

Voraussetzung für die Arbeit als Coach und als FiSch-Lehrkraft ist eine Fortbildung im Bereich der systemischen / lösungsorientierten Pädagogik. Die Kosten für

 das Basisseminar

 das Aufbauseminar und

 das Coachingseminar

 

der Helios Kliniken, Schleswig, werden vom Schulamt Ostholstein übernommen.

Die neue FiSch-Lehrkraft wird parallel zu den Fortbildungen in der FiSch-Maßnahme eingesetzt, damit das erworbene Wissen zeitnah in der Praxis angewendet werden kann.

Jährlich nimmt das FiSch-Team danach an der einmaligen Fortbildung Coaching für Fortgeschrittene der Helios Kliniken, Schleswig, teil. Die Seminarkosten übernimmt das Schulamt Ostholstein.

Darüber hinaus erfolgt ein regelmäßiger Austausch der FiSch-Teams untereinander in Netzwerken und in der Supervisionsgruppe, die sich regelmäßig in Lübeck trifft und von Schulpsychologen geleitet wird.

Erstrebenswert sind Hospitationen von FiSch-Teams untereinander.

Die Koordinatorin / der Koordinator der FiSch-Maßnahme ist Teil des Arbeitskreises Schulische Erziehungshilfe, der regelmäßig in Eutin tagt.

 

6. EIGENSCHAFTSPROFIL UND STUNDENERMÄßIGUNG

Das Projekt lebt von den handelnden Personen. Die Schulleitung der interessierten Schulen trifft die Personalvorentscheidung. Geeignete Personen bringen z. B. folgendes Eigenschaftsprofil mit:

 wertschätzende Grundhaltung im Umgang mit belasteten Familien

 Freude am lösungsorientierten Arbeiten im Team

 gute Beobachtungsgabe, sicheres Auftreten

 persönliche Lebenserfahrung und berufliche Perspektive

 Organisationsgeschick und fachliche Kompetenz

 Erfahrungen im Grundschulbereich

 Interesse an sonderpädagogischer Arbeit

 Geschick im Differenzieren und Anpassen von individuellen Lernzielen

 

Die Lehrkräfte, die als Team die Maßnahme am Standort durchführen, bekommen jeweils sieben Stunden an Unterrichtszeit ermäßigt. Diese Stunden werden ab dem Schuljahr 2018 / 2019 im Vorabzug vom Schulamt bereitgestellt bzw. von den teilnehmenden Stunden oder aus dem Präventionskontingent des Förderzentrums abgegeben.

Bewährt hat sich die Kombination aus Grundschullehrkraft und Förderschullehrkraft; auch andere Verbindungen sind möglich. Als Elterncoach wäre auch eine externe Kraft aus einem Berufsfeld mit z. B. Familien therapeutischem Hintergrund denkbar.

 

7. WISSENSCHAFTLICHE BEGLEITUNG

Im Kreis Schleswig-Flensburg wurden wissenschaftliche Begleitungen der Maßnahme durch die Universität Flensburg durchgeführt, die sowohl Prozess begleitende als auch evaluierende Aspekte umfassen.

Das FiSch-Team Ostholstein erhebt eigene Evaluationen und wertet sie aus.

 

Dieses Konzept ist die verbindliche Grundlage für die Durchführung der Familienklasse „FiSch“ im Kreis Ostholstein.

Diese Überarbeitung ersetzt das Konzept vom 15.01.2018

gez. Kerstin Wilder

Koordinatorin der FiSch-Maßnahme im Kreis OH

 

 

 Konzept der Familienklassenbeschulung im Kreis Ostholstein

Stand: 01.08.2019

 

1. EINLEITUNG

Die Maßnahme Familie in Schule (FiSch) ist ein Unterstützungsangebot für Kinder der Klassen 1-6, deren emotionale, soziale und schulische Entwicklung durch wiederkehrende Probleme im Bereich des Verhaltens gefährdet erscheint. Der aktive Einbezug der Eltern1 in die schulische Entwicklung ihrer Kinder spielt dabei eine zentrale Rolle, ebenso wie der Verbleib im Klassenverband und die Kooperation mit den Lehrkräften der Heimatschule.

1 Neben Eltern sind im Folgenden jeweils auch andere Erziehungsberechtigte gemeint, zur besseren Lesbarkeit werden jeweils nur die Eltern aufgeführt.

FiSch soll Eltern darin unterstützen, Anteil an der schulischen Entwicklung ihrer Kinder zu nehmen und diese Entwicklung positiv zu unterstützen. Schüler/innen erhalten die Möglichkeit, durch gemeinsame Zielformulierungen, durch kontinuierliche und systematische Rückmeldung sowie durch die Unterstützung ihrer Eltern Kompetenzen aufzubauen oder zu festigen, die ihnen die Teilnahme am Unterricht in ihrer Klasse erleichtern.

 

2. AUSWAHLVERFAHREN

Eine beteiligte Schule meldet ein Kind an das FiSch-Team. Das FiSch-Team berät und entscheidet über die Aufnahme. Eventuell erfolgt eine Hospitation im Unterricht.

Eine gesonderte Diagnostik erfolgt nicht.

 

3. ABLAUF

 

3.1. Ablauf der FiSch-Maßnahme

Vor Beginn der Maßnahme erhalten die Eltern von der Klassenlehrkraft erste Informationen über den Ablauf.

Die Klassenlehrkraft der Heimatschule lädt die Eltern und das Kind unter Absprache mit dem FiSch-Team (bestehend aus einem Coach2 und einer FiSch-Lehrkraft) zu einem gemeinsamen Erstgespräch ein. Ort des Gespräches sollen die Räumlichkeiten der Maßnahme sein.

Der Begriff Coach bezeichnet männliche wie weibliche Personen, deren Aufgaben und Ausbildung weiter unten beschrieben sind.

Interesse, Motivation und zeitliche Möglichkeiten der Beteiligten werden abgeklärt und es wird gemeinsam entschieden, ob der/die Schüler/in an FiSch teilnimmt.

Gemeinsam formulieren Klassenlehrer/in, FiSch-Team, Eltern und das Kind Ziele, die das Kind im Rahmen der FiSch-Klasse verfolgen und erreichen soll. Dabei ist darauf zu achten, dass die Ziele:

 positiv formuliert sind,

 konkretes Verhalten beinhalten, so dass die Ziele Kindern und Eltern eine klare Orientierung geben,

 in den einzelnen Schritten so bemessen werden, dass sie vom Kind leistbar sind und

 komplexe Verhaltensweisen in überschaubare Schritte zerlegen.

 

Für den Beginn der Maßnahme werden in der Regel zwei oder drei Ziele festgelegt. Die Ziele werden im Verlauf der Maßnahme überprüft und ggf. verändert, insbesondere dann, wenn sie sich als zu schwer erweisen.

Die Dauer einer FiSch-Maßnahme beträgt ca. zwölf Wochen. Nach Bedarf kann die Dauer verkürzt oder verlängert werden. Der Einstieg in die Maßnahme ist fortlaufend möglich. Auf diese Weise sind jeweils neue und erfahrene Familien gemeinsam in der FiSch-Maßnahme.

Das Kind besucht an jeweils einem Tag in der Woche (Standort Wagrienschule: Mittwoch) gemeinsam mit dem Elternteil die FiSch-Klasse. Zur FiSch-Klasse gehören jeweils maximal 6 Schüler/innen, deren Elternteile, ein Coach und ein/e Lehrer/in. Hospitationen sind erwünscht, die Eltern werden darüber informiert.

An den anderen Tagen besucht das Kind die Heimatschule. Allen Lehrkräften, die dort das Kind unterrichten, wird der Bewertungsbogen von der Klassenlehrkraft erklärt. Die Lehrkräfte füllen den Bogen nach jeder Stunde aus und besprechen ihn kurz mit dem Kind.

Am Tag vor dem FiSch-Tag gibt die Klassenlehrkraft die gesammelten Daten an den Standort / das FiSch-Team zur weiteren Auswertung. Dieses ist per Fax, Email oder auf individuell abgesprochenem Weg möglich.

Die Lehrkräfte der Heimatschule stellen Materialien für die Beschulung am FiSch-Tag bereit. Es wird eine Stunde Deutsch und eine Stunde Mathematik unterrichtet. Inhaltliche Änderungen sind nach Absprache mit der Klassenlehrkraft möglich (z. B. Englisch, HWS…).

Nach ca. sechs Wochen findet ein weiterer Austausch mit der Klassenlehrer/in, den Eltern, dem Kind und dem FiSch-Team als Bergfestgespräch statt. Die Beteiligten tauschen sich über den bisherigen Verlauf und die aktuellen Ziele aus. Ein Fokus liegt dabei auf der Frage, was jede/r Einzelne bislang zum Erfolg beitragen konnte.

Nach ca. 12 Wochen findet ein Abschlussgespräch in gleicher Runde für die weitere Planung in der Heimatschule statt. Bei Bedarf kann der Bewertungsbogen noch für einige Wochen in der Heimatschule weitergeführt und durch das FiSch-Team ausgewertet werden. Voraussetzung dafür ist die verbindliche Absprache, dass die Ergebnisse wöchentlich zwischen der Heimatschule, den Eltern und dem Kind in positiver, wertschätzender Haltung besprochen werden.

 

3.2. Ablauf des FiSch-Tages

Erste Stunde: Reflexionsstunde

Die Eltern treffen sich mit dem Coach zur Vorbesprechung (ca. 30 Min). In dieser Zeit werden die Schüler/innen von der FiSch-Lehrkraft betreut.

Ziel ist es zuerst, den neuen Eltern den Ablauf eines FiSch-Tages zu erklären. Alle Eltern erhalten die „FiSch-Mappen“, in denen das Protokoll der Zielvereinbarungen und alle Auswertungsbögen der Schüler/innen gesammelt werden.

Die Eltern schildern kurz den Verlauf der letzten Woche. Die teilnehmenden Eltern werden auf Verschwiegenheit hingewiesen, da sehr persönliche Anliegen besprochen werden.

Die Eltern berichten, was sie sich für die nächsten beiden Stunden vorgenommen haben und besprechen untereinander, ggf. mit Unterstützung des Coach, wie sie ihre Kinder unterstützen können.

Anschließend in der gemeinsamen Präsentationsrunde besprechen die Eltern kurz mit ihren Kindern die Ergebnisse der letzten Woche und vergewissern sich, dass die Ziele dem Kind präsent sind. Danach werden die Ziele noch einmal benannt und die bisher erreichten Ergebnisse von den Kindern, ggf. mit Unterstützung der Eltern, vorgetragen.

Wenn ein Kind ein Ziel zu 80 % oder mehr erreicht hat, wird von allen Anwesenden applaudiert.

Zweite und dritte Stunde: Unterricht

In den Unterrichtsstunden bearbeiten die Schüler/innen das mitgebrachte Material ihrer Heimatschule. Die Eltern begleiten ihre Kinder bei Bedarf. Sie werden durch den Coach unterstützt. Die FiSch-Lehrkraft unterstützt bei inhaltlichen Fragen zu den Aufgaben, die die Kinder bearbeiten sollen. Sie macht sich außerdem Notizen zu den Stundenbewertungen.

Vierte Stunde: Auswertungsrunde

Die Auswertung beginnt mit einem Interview der Kinder. Jedes Kind wird von einem anderen Elternteil befragt, wie es sein Verhalten im Hinblick auf die Ziele einschätzt und welche Unterstützung der Eltern hilfreich war. Die protokollierten Interviews werden von den Kindern vorgetragen.

Die Eltern, Mitschüler/innen und FiSch-Lehrkraft geben eine Bewertung für den vergangenen Tag, wobei die Lehrerbewertung maßgeblich für die Eintragung im Protokollbogen ist.

Die Kinder werden befragt, was ihnen dabei geholfen hat, ihre Verhaltensziele zu erreichen.

Besonders gute Ergebnisse werden durch Klatschen honoriert.

Nach dem FiSch-Vormittag muss das Kind nicht mehr in den Unterricht der Heimatschule.

 

4. AUFGABEN DER BETEILIGTEN

Alle Beteiligten nehmen an dem Vorgespräch, am Bergfest und am Abschlussgespräch teil.

 

4.1. Aufgaben des Kindes

Das Kind beteiligt sich an der Formulierung seiner Ziele und versucht, diese in jeder Unterrichtsstunde zu erreichen. Am FiSch-Tag reflektiert das Kind darüber, wie weit es seine Ziele schon erreichen konnte und was ihm dabei geholfen hat.

Die Verantwortung für die Mappe mit den Zielen und Bewertungsbögen liegt beim Kind und – je nach Alter des Kindes - dessen Eltern.

 

4.2. Aufgaben der Eltern

Die Eltern beteiligen sich im Vorbereitungsgespräch an der gemeinsamen Formulierung der Ziele.

Vater oder Mutter (oder eine andere Bezugsperson) begleitet das Kind am FiSch-Tag zur Schule. Dort nimmt er / sie an der Elternrunde teil.

Während des Unterrichts unterstützt er / sie sein / ihr Kind beim Erreichen seiner Ziele.

Die Eltern unterstützen sich gegenseitig, indem sie sich z.B. über ihre Erfahrungen und Erfolge im Umgang mit ihrem Kind austauschen.

In der Schlussrunde interviewen sie eine/n andere/n Schüler/in anhand eines Fragebogens und berichten von dem Gespräch.

Die Eltern äußern sich dazu, inwieweit ihr eigenes Kind in dieser Stunde seine Ziele erreicht hat.

Die Eltern sind für das Verhalten ihrer Kinder während des FiSch-Tages verantwortlich und übernehmen die Pausenaufsicht.

Kranke Kinder sind am Morgen des FiSch-Tages krank zu melden. Nach zwei Mal unentschuldigtem Fehlen kann ein Kind aus der Maßnahme entlassen werden. Maßgeblich sind hier immer individuelle Umstände, über die das FiSch-Team entscheidet.

 

4.3. Aufgaben des Coach

Coach und FiSch-Lehrkraft werten gemeinsam die Protokollbögen aus. Der Coach leitet die Elternrunde vor der ersten Stunde.

Er begleitet als Bezugsperson die Eltern während des Unterrichts und moderiert ggf. die Gespräche der Eltern untereinander.

Er berät die Eltern bzgl. der Unterstützung ihrer Kinder und erweitert damit ihre Handlungsmöglichkeiten.

Das Elterncoaching betrifft fünf Ebenen:

 aktuelles Verhalten thematisieren

 Situation definieren

 Handlung konkretisieren

 zielfokussiert moderieren

 positives Verhalten des Kindes herausstellen

 

4.4. Aufgaben der FiSch-Lehrkraft

Coach und FiSch-Lehrkraft werten gemeinsam die Protokollbögen aus.

Die FiSch-Lehrkraft ist zuständig für die Organisation des Unterrichtsablaufes inklusive Anfangsritual, sowie für die fachlichen Aspekte im Unterricht.

Sie ist verantwortlich für die Bewertung der Ziele für jede/n Schüler/in am FiSch-Tag.

Die FiSch-Lehrkraft ist Ansprechpartner/in für die Heimatschule.

 

4.5. Aufgaben der Heimatschule

Die Klassenlehrkraft der Heimatschule stellt ausreichend Material für den FiSch-Tag zusammen und schickt es mit dem Kind mit. Individuelle Lösungen können überlegt werden.

Alle Lehrkräfte, die das Kind unterrichten, füllen den Bewertungsbogen aus, der von der Klassenlehrkraft am Vortag dem FiSch-Team zugefaxt bzw. übergeben wird.

 

5. QUALITÄTSSTANDARDS

Voraussetzung für die Arbeit als Coach und als FiSch-Lehrkraft ist eine Fortbildung im Bereich der systemischen / lösungsorientierten Pädagogik. Die Kosten für

 das Basisseminar

 das Aufbauseminar und

 das Coachingseminar

 

der Helios Kliniken, Schleswig, werden vom Schulamt Ostholstein übernommen.

Die neue FiSch-Lehrkraft wird parallel zu den Fortbildungen in der FiSch-Maßnahme eingesetzt, damit das erworbene Wissen zeitnah in der Praxis angewendet werden kann.

Jährlich nimmt das FiSch-Team danach an der einmaligen Fortbildung Coaching für Fortgeschrittene der Helios Kliniken, Schleswig, teil. Die Seminarkosten übernimmt das Schulamt Ostholstein.

Darüber hinaus erfolgt ein regelmäßiger Austausch der FiSch-Teams untereinander in Netzwerken und in der Supervisionsgruppe, die sich regelmäßig in Lübeck trifft und von Schulpsychologen geleitet wird.

Erstrebenswert sind Hospitationen von FiSch-Teams untereinander.

Die Koordinatorin / der Koordinator der FiSch-Maßnahme ist Teil des Arbeitskreises Schulische Erziehungshilfe, der regelmäßig in Eutin tagt.

 

6. EIGENSCHAFTSPROFIL UND STUNDENERMÄßIGUNG

Das Projekt lebt von den handelnden Personen. Die Schulleitung der interessierten Schulen trifft die Personalvorentscheidung. Geeignete Personen bringen z. B. folgendes Eigenschaftsprofil mit:

 wertschätzende Grundhaltung im Umgang mit belasteten Familien

 Freude am lösungsorientierten Arbeiten im Team

 gute Beobachtungsgabe, sicheres Auftreten

 persönliche Lebenserfahrung und berufliche Perspektive

 Organisationsgeschick und fachliche Kompetenz

 Erfahrungen im Grundschulbereich

 Interesse an sonderpädagogischer Arbeit

 Geschick im Differenzieren und Anpassen von individuellen Lernzielen

 

Die Lehrkräfte, die als Team die Maßnahme am Standort durchführen, bekommen jeweils sieben Stunden an Unterrichtszeit ermäßigt. Diese Stunden werden ab dem Schuljahr 2018 / 2019 im Vorabzug vom Schulamt bereitgestellt bzw. von den teilnehmenden Stunden oder aus dem Präventionskontingent des Förderzentrums abgegeben.

Bewährt hat sich die Kombination aus Grundschullehrkraft und Förderschullehrkraft; auch andere Verbindungen sind möglich. Als Elterncoach wäre auch eine externe Kraft aus einem Berufsfeld mit z. B. Familien therapeutischem Hintergrund denkbar.

 

7. WISSENSCHAFTLICHE BEGLEITUNG

Im Kreis Schleswig-Flensburg wurden wissenschaftliche Begleitungen der Maßnahme durch die Universität Flensburg durchgeführt, die sowohl Prozess begleitende als auch evaluierende Aspekte umfassen.

Das FiSch-Team Ostholstein erhebt eigene Evaluationen und wertet sie aus.

 

Dieses Konzept ist die verbindliche Grundlage für die Durchführung der Familienklasse „FiSch“ im Kreis Ostholstein.

Diese Überarbeitung ersetzt das Konzept vom 15.01.2018

gez. Kerstin Wilder

Koordinatorin der FiSch-Maßnahme im Kreis OH